Hallo du,
wenn du diesen Beitrag liest, hast du vielleicht schon die eine oder andere Erfahrung mit ADHS im Erwachsenenalter gemacht – oder du kennst jemanden, der damit lebt. ADHS, das ist wie ein unruhiger Geist, ständig auf der Suche nach dem nächsten Funken, der ihn entzündet. Es ist, als würde man in einem Raum voller blinkender Lichter leben und sich fragen, auf welches man sich als Nächstes konzentrieren soll. Aber keine Sorge, du bist nicht allein. Und es gibt Wege, um in diesem blinkenden Lichtermeer ein bisschen Ruhe und Klarheit zu finden.
Ich möchte dir heute von einer meiner Lieblingsstrategien erzählen, die mir hilft, fokussierter und ruhiger zu werden: das Schreiben. Das mag vielleicht überraschend klingen, denn Schreiben erfordert doch gerade Konzentration, oder? Genau darum geht es. Schreiben ist eine der kraftvollsten Methoden, um den unruhigen Geist zu zähmen und ihm Struktur zu geben.
Stell dir vor, dein Geist ist ein unaufgeräumter Raum. Überall liegen Gedanken, Ideen und To-Dos herum, die du ständig vor Augen hast. Es ist schwer, sich zu entspannen oder auf etwas zu fokussieren, wenn der Raum so chaotisch ist. Was passiert aber, wenn du anfängst, diesen Raum aufzuräumen? Du legst die Dinge an ihren Platz, schaffst Ordnung und plötzlich wird es einfacher, klar zu denken.
Das ist, was Schreiben für mich tut. Es ist wie das Aufräumen meines Geistes. Wenn ich meine Gedanken auf Papier bringe, bekommen sie eine Form und Struktur. Ich sehe klarer, was wichtig ist und was nicht. Es ist, als würde ich das Chaos in meinem Kopf in geordnete Zeilen verwandeln.
Interessanterweise habe ich das Schreiben schon instinktiv als Jugendlicher genutzt. Damals half es mir, die Wirren der Pubertät zu ordnen und meinen Platz in der Welt zu finden. Doch wie es oft im Leben passiert, verlor ich diese Gewohnheit aus den Augen, als die Hektik des Erwachsenseins einsetzte. Erst jetzt habe ich das Schreiben wieder für mich gewonnen und erkannt, wie wertvoll es für meine mentale Klarheit und Konzentration ist.
Vielleicht fragst du dich jetzt, wie du das Schreiben für dich nutzen kannst. Hier sind ein paar Tipps, die mir geholfen haben:
1. Starte mit einem Tagebuch: Nimm dir jeden Morgen oder Abend ein paar Minuten Zeit, um deine Gedanken aufzuschreiben. Es muss nichts Großes oder Tiefgründiges sein. Schreib einfach auf, was dir durch den Kopf geht. Es hilft, den Tag zu reflektieren und Klarheit zu schaffen.
2. Setze dir klare Ziele: Wenn du eine Aufgabe hast, die deine volle Konzentration erfordert, schreib dir genau auf, was du erreichen möchtest. Zerlege große Aufgaben in kleinere Schritte und arbeite sie nach und nach ab. So behältst du den Überblick und wirst nicht von der Größe der Aufgabe überwältigt.
3. Nutze Listen: To-Do-Listen sind großartig, um den Tag zu strukturieren. Schreib dir morgens auf, was du erledigen möchtest und streiche die Punkte nach und nach ab. Das gibt ein Gefühl der Erfüllung und hilft, den Fokus zu behalten.
- Finde deinen Schreibstil: Nicht jeder ist ein geborener Schriftsteller, und das ist völlig in Ordnung. Finde heraus, was für dich am besten funktioniert. Manche Menschen bevorzugen kurze Stichpunkte, andere schreiben lieber ausführliche Texte. Experimentiere ein bisschen und finde deinen eigenen Stil.
- Sei geduldig mit dir selbst: Es wird Tage geben, an denen das Schreiben schwerfällt oder du dich nicht konzentrieren kannst. Das ist normal. Sei nicht zu hart zu dir selbst und gib dir die Zeit, die du brauchst.
- Schreibe frei und unzensiert: Wenn du schreibst, lass deine Gedanken einfach fließen, ohne dich selbst zu zensieren oder zu bewerten. Das hilft, den inneren Kritiker zu beruhigen und authentische Gedanken und Gefühle zu Papier zu bringen. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern darum, ehrlich zu sich selbst zu sein.
7. Verwende verschiedene Schreibformate: Es gibt viele Möglichkeiten, Schreiben in dein Leben zu integrieren. Du kannst Tagebuch schreiben, Blogs verfassen, Gedichte schreiben oder auch kurze Geschichten erfinden. Unterschiedliche Formate können unterschiedliche Aspekte deiner Gedanken und Kreativität ansprechen.
8. Nutze Technologie: Wenn dir das handschriftliche Schreiben nicht liegt oder zu umständlich erscheint, nutze digitale Werkzeuge. Es gibt zahlreiche Apps und Programme, die dir helfen können, deine Gedanken zu ordnen und zu strukturieren. Manche Apps bieten sogar geführte Journaling-Methoden an, die dir dabei helfen können, fokussiert zu bleiben.
9. Schreibe über deine Erfolge und Herausforderungen: Nutze das Schreiben, um deine Erfolge und Herausforderungen festzuhalten. Indem du reflektierst, was gut gelaufen ist und wo du Schwierigkeiten hattest, kannst du Muster erkennen und daraus lernen. Es hilft dir auch, deinen Fortschritt im Laufe der Zeit zu sehen.
10. Teile dein Schreiben mit anderen: Wenn du dich wohl dabei fühlst, teile deine Texte mit Freunden oder in Online-Communities. Das kann dir nicht nur Feedback und neue Perspektiven bringen, sondern auch eine gewisse Verantwortlichkeit schaffen, die dich motiviert, dranzubleiben.
11. Nutze Schreibrituale: Rituale können dir helfen, eine regelmäßige Schreibpraxis zu etablieren. Finde eine bestimmte Zeit und einen Ort, an dem du dich wohlfühlst, und mache daraus eine feste Gewohnheit. Ob bei einer Tasse Tee am Morgen oder in einem gemütlichen Sessel am Abend – finde deinen persönlichen Schreib-Rhythmus.
12. Erlaube dir Pausen: Manchmal kann es kontraproduktiv sein, sich zu sehr zum Schreiben zu zwingen. Erlaube dir Pausen und gönne dir Zeit, um neue Inspiration zu finden. Ein Spaziergang, eine Meditation oder einfach eine entspannte Auszeit können Wunder wirken und neue Energie bringen.
- Verwende Schreibimpulse: Schreibimpulse oder -anregungen können dir helfen, Blockaden zu überwinden und neue Ideen zu entwickeln. Es gibt viele Bücher und Websites, die tägliche oder wöchentliche Schreibimpulse anbieten. Diese kleinen Anstöße können dir helfen, neue Perspektiven zu gewinnen und deine Kreativität zu fördern.
Das Schreiben ist eine kraftvolle Methode, um deinen Geist zu ordnen und deine Gedanken zu klären. Es kann dir helfen, die Herausforderungen des Alltags zu meistern und einen tieferen Einblick in dich selbst zu gewinnen. Probiere verschiedene Ansätze aus und finde heraus, was für dich am besten funktioniert. Und vor allem: Habe Spaß dabei! Schreiben kann eine wunderbare Möglichkeit sein, sich selbst besser kennenzulernen und innere Ruhe zu finden.
Schreiben ist nicht die einzige Strategie, die dir helfen kann, aber es ist eine mächtige Methode, um Ordnung in den Kopf zu bringen und die vielen blinkenden Lichter zu bändigen. Es bietet eine Pause vom ständigen Rauschen und ermöglicht dir, einen klaren Gedanken zu fassen.
ADHS im Erwachsenenalter kann eine Herausforderung sein, aber es gibt Wege, diese Herausforderung zu meistern. Schreiben ist für mich zu einem wertvollen Werkzeug geworden, und vielleicht kann es auch dir helfen, deinen Geist zu beruhigen und klarer zu denken. Probier es aus und schau, wie es dir ergeht.
Ich hoffe, du findest diese Tipps hilfreich und sie geben dir einen Anstoß, es selbst einmal zu versuchen. Schreibe deine Gedanken nieder und schaffe dir damit ein Stückchen mehr Ruhe und Klarheit in deinem Alltag.
Viel Erfolg und bleib fokussiert!
Schreibe einen Kommentar